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NEVIVO - Die Natur der Evidenz: Untersuchung der Evidenzbasis von Politik, Interessengruppen und Politikdesign in einem In-vivo-Umfeld

Projektlaufzeit: 01.07.2021 – 30.06.2023

Die Vorstellung, dass bessere empirische Evidenz zu effektiveren Regulierungen führt, gilt als überholt. Bestehende Studien und anekdotische Evidenz deuten darauf hin, dass sich Menschen bei der Einführung neuer Regulierungen oder Geschäftspraktiken dagegen aussprechen, neue Ansätze mit A/B-Tests zu testen, bevor diese in der breiten Bevölkerung eingeführt werden. In der Literatur wird dieses Phänomen als „Experimental Aversion" bezeichnet. Bestehende Forschungsergebnisse sind jedoch aufgrund statistischer Probleme, widersprüchlicher Ergebnisse, dem Fokus auf hypothetische und fiktive Szenarien und der alleinigen Ausrichtung auf Laien nicht eindeutig.

Trotz Evidenz für die Abneigung gegen Experimente gilt es als erstrebenswert, dass Politikmaßnahmen auf empirischen Erkenntnissen beruhen sollten. Unter Berücksichtigung dieses Spannungsverhältnisses untersucht NEVIVO, wie sich die Art und Qualität empirischer Evidenz auf die Überzeugungen verschiedener politischer Akteure und ihre Unterstützung bestimmter Maßnahmen in einem realen Kontext auswirken. NEVIVO untersucht ein bestehendes bundesweites Programm zur Steigerung der Energieeffizienz von einkommensschwachen Haushalten in Deutschland sowie verschiedene am Programm beteiligte Interessengruppen, etwa kommunale Vertreter und nichtstaatliche Akteure, Experten und Haushalte, die am Programm teilnehmen.

NEVIVO lässt sich in zwei Arbeitsabschnitte aufteilen. In Abschnitt 1 wird in einem Feldexperiment Evidenz über die Effektivität verschiedener Programmänderungen gewonnen und den Interessengruppen präsentiert. Es wird untersucht, wie sich diese „Goldstandard"-Evidenz auf die Unterstützung für bestimmte Veränderungen im Programm und auf die Überzeugung von der Effektivität verschiedener Optionen zur Ausgestaltung des Programms auswirkt. Das Studiendesign umgeht die Probleme früherer Studien, indem es aussagekräftige statistische Vergleiche von Programmoptionen in einem realen und konsequenziellen Kontext mit verschiedenen Interessengruppen testet. Da das Programm bisher nicht evaluiert wurde, sind die Erwartungen darüber, wie wirksam verschiedene Programmänderungen sind, nicht durch objektive Evidenz beeinflusst, so dass 'Experimental Aversion' in diesem Kontext untersucht werden kann. Abschnitt 2 schafft ein qualitatives Verständnis für die Art und Weise, wie Evidenz generiert und von verschiedenen Interessengruppen wahrgenommen wird und wie die Wahrnehmung von Evidenz die politische Entscheidungsfindung beeinflusst. Durch eine Reihe von Fokusgruppeninterviews mit den Sozialarbeitern des Programms, Workshops mit den am Programm teilnehmenden Haushalten und ein Fokusinterview mit politischen Entscheidungsträgern soll NEVIVO die kontextuelle Dimension erfassen, in der Evidenz generiert wird, und die Prozesse des Austauschs, der Debatte und der Entwicklung von Vorschlägen für Programmänderungen der Interessengruppen auf der Grundlage von Goldstandard-Evidenz untersuchen.

Projektpartner:

Prof. Dr. Kathia Serrano-Velarde, Max-Weber-Institut für Soziologie (https://www.soz.uni-heidelberg.de/prof-dr-kathia-serrano-velarde/)

Prof. Dr. Jale Tosun, Institut für Politikwissenschaften (https://www.uni-heidelberg.de/politikwissenschaften/personal/tosun/person/index.html)

Johannes Eurich, Diakoniewissenschaftliches Institut, Theologische Fakultät (https://www.dwi.uni-heidelberg.de/personen/eurich.html)

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 23.11.2021
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